Geschichtliches

Die erste Erwähnung einer Vösendorfer Kirche stammt aus dem Jahre 1267 und steht im Zusammenhang mit der Gründung von acht Wiener Pfarren, darunter auch Vösendorf.

 

Im Jahre 1529 zerstörte das in Wien einfallende Türkenheer auch die Kirche in Vösendorf, die den heiligen Georg als Patron hatte. Erst 1566 wurde die Kirche wiedererrichtet.

Im Jahre 1578 erwarb der Hofkriegsrat Wilhelm von Hofkirchen, ein überzeugter Protestant, die Herrschaft Vösendorfs. Er verweigerte dem katholischen Pfarrer (aus Atzgersdorf) den Zutritt zur Kirche und enteignete diese samt Kirchengüter. Vösendorf entwickelte sich zu einem bevorzugtem Platz für Begräbnisse der evangelischen höheren Schicht, wofür die Grabtafel von Davin Ungnad Zeugnis gibt.

Die Kirchenvergrößerung erfolgt im Stil des Frühbarock mit nordsüdlicher Verschwenkung datiert aus dem Jahre 1628. Vösendorf wird nach einer Interimszeit 1673 als Filiale von Atzgersdorf wieder zur selbständigen Pfarre erhoben.

Die Türken verwüsteten im Jahre 1683 abermals die Kirche und das Dorf wurde wahrscheinlich völlig niedergebrannt. In Wien leitete Rüdiger Graf Starhemberg, der Gatte der späteren Schlossherrin von Vösendorf, die erfolgreiche Verteidigung. Ein im selben Jahr begonnenes Taufbuch weist nach, dass die Kirche zwei neue Kirchenpatrone erhalten hat, die heutigen Apostel Simon und Judas Thaddäus. Sie verkündeten gemeinsam in Mesopotamien das Evangelium. Vor seiner Berufung war Judas Thaddäus Bauer in Galiläa. Von ihm gibt es einen Brief gegen Irrlehren. In Persien, so sagt die Legende, sei er beim Lehren des Evangeliums mit einer Keule erschlagen worden. Er gilt als Fürsprecher in schwierigen Anliegen und Verzweiflung. Der Apostel Simon, der hochbetagt als Bischof von Jerusalem den Kreuzestod starb, war ein Neffe des heiligen Josef.

Nach Behebung der ärgsten Kriegsschäden wurden im Jahre 1687 Hochaltar und Kanzel errichtet, im Jahre 1709 erhielt die vorher mit Schindeln gedeckte Kirche dank der Hilfe durch den Wiener Bischof Franz Anton von Harrach ein Ziegeldach. Im Jahre 1717 wurde der barocke Hochaltar mit dem Gemälde der Kirchenpatrone Simon und Judas Thaddäus errichtet, erst im Jahre 1746 der heutige hochbarocke Turm zugebaut. Die einst an der Turmfassade angebrachte Grabtafel für den im Jahre 1772 verstorbenen Pfarrer Dr. Thaddäus Reitzer erinnert daran, dass sich damals rund um die Kirche der Friedhof befunden hat. Dieser Friedhof ist im Jahre 1785 aufgelöst und außerhalb des verbauten Ortsgebietes neu errichtet worden.

Nach den Schäden des Erdbebens im Jahre 1768 und den Plünderungen von 1805 und 1809 durch französische Soldaten, die auch leichtfertig einen Brand entfachten, wurde die Kirche im Jahre 1823 umfassend renoviert, der Hochaltar im Geiste des Biedermeier modernisiert, wofür sich der Vösendorfer Agrarpionier Regierungsrat Peter Jordan besonders eingesetzt hatte.

Im Jahre 1794 wurde Vösendorf zum Privatbesitz von Kaiser Franz II. und erfuhr dadurch einen besonderen Aufschwung. Im Jahre 1850 ist die freie Gemeinde Vösendorf konstituiert worden.

Als Seitenaltäre wurden links ein Altar zu Ehren des Heiligen Petrus und rechts ein Altar zu Ehren des Heiligen Paulus errichtet. An der Westseite wurde in einer Nische eine Pieta aufgestellt. Der Vösendorfer Schlossherr Kaiser Franz I. Spendete 2.000 Gulden für eine neue Orgel. Im rechten bzw. linken hinteren Kirchenschiff befinden sich noch die Statuen des Heiligen Florian und des Heiligen Nepomuk auf Wolken schwebend.

Die nächste umfassende Innenrenovierung fällt in das Jahr 1939. Noch vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges malte der adelige russische Revolutionsflüchtling Krasowsky für die Turmkapelle die Ikone der Gottesmutter von Wladimir. Nach seinem Entwurf fertigte der Vösendorfer Tischlermeister Michael Greul die Holzumrahmung an. Am 23. April 1939 wurde die Ikone geweiht.

Die Turmfassade erlitt am 23. April 1945 während den Endkämpfen des Zweiten Weltkrieges arge Schäden. Die Kirchenglocken waren bereits schon lange vorher „eingerückt“.

Während der Kriegszeit waren in Vösendorf auch Kriegsgefangene untergebracht, die diese schwere Zeit hier überlebt hatten. Als Dank brachte ein ehemaliger französischer Soldat 1995, anlässlich der 50-Jahrfeier des Kriegsende, eine Votivtafel in die Kapelle zur Muttergottes mit der Inschrift: „Merci de votre protection“ (Danke für ihren Schutz).

In den Jahren 1952 bis 1959 wurden vier neue Turmglocken angeschafft und der Kirchenplatz umgestaltet. Im Jahre 1960 stiftete die Gemeinde eine Turmuhr, 1966 anlässlich der Markterhebung und Erneuerung des Kircheninnern eine Orgel von der Eisenstädter Firma Huber. Im Jahre 1994 hat der Wiener Restaurator Ludwig Drahosch das 1717 aufgestellte Hochaltarbild in neuem Glanz erstehen lassen.